Julie Hagens Briefe, warmherzig und klug geschrieben, gehören zu den seltenen Zeugnissen einer Malerin des 19. Jahrhunderts. Sie liefern intime Einblicke in das Alltagsleben einer familiär geprägten Münchner Künstlergesellschaft und schildern aus der Perspektive einer jungen Malerin künstlerische Ausbildung und intensive Auseinandersetzung mit Techniken, Bildthemen, Modellen und deren Wirkungen. Gut vernetzt mit den Künstlerkollegen und –kolleginnen, schildert sie u.a. Theaterbesuche und Ausstellungen, Geschehnisse am Hof und Auswirkungen der 1848er-Revolution.
Die Malerin dokumentierte hier auch ihre tiefe Freundschaft zu dem Augsburger Maler Moritz Rugendas.
Die Publikation verdeutlicht daneben die künstlerische und emotionale Macht des Bildes vor der allgemeinen Verbreitung der Fotographie. Sowohl die eigenen, persönlich gefilterten Eindrücke als auch die häufig zu Skandalen führende Ausstellungspolitik, also die öffentliche Wirkung der Bilder und ihrer Präsentation, sind Gegenstand der Briefe. Kommentare der Herausgeberin erläutern die Hintergründe zu den erwähnten Personen, Kunstobjekten, Bauwerken, Ausstellungen und gesellschaftlichen Ereignissen. Zwei Essays von Herbert W. Rott und Pablo Diener ergänzen den Band.
Die Briefe zeichnen lebhaft den Weg einer Frau nach, die sich durch Talent, Energie, Entbehrungen und Geschick den damals noch ungewöhnlichen Platz einer Künstlerin in einer von Männern dominierten Kunstlandschaft eroberte.
Christin Conrad ist freischaffende Kunsthistorikerin und spezialisiert auf die Auswertung von Quellen des 19. Jahrhunderts und in der Künstlerinnenforschung. Sie arbeitet international für Institutionen und Privatsammler in der Sammlungsbetreuung und Inventarisierung, als Kuratorin, Lektorin und als Registrar. Viele Jahre betreute sie den umfangreichen Nachlass der Künstlerin Julie Hagen, zu der sie 2016 eine Ausstellung im Augsburger Schaezlerpalais kuratierte.
Verlag: Böhlau Verlag
Verlagsort: Köln
Herausgabejahr: 2020
ISBN 978-3-412-51972-8
Seiten: 832
Abbildungen: 18 s/w und 24 farbig
Maße: 16 x 23,5 x 4,9 cm
Einband: gebunden
Ladenpreis: 90,00 Euro (D)
Erschienen in der Reihe Quellen zur deutschen Kunstgeschichte vom Klassizismus bis zur Gegenwart, Band 8, im Auftrag des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft hg. von Bernhard Maaz