Jahresgabe

Bd. 72/73 und 74 der Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft

Der aktuelle Doppelband (Jg. 2018/19) und der separat gebundene Bd. 74 (Jg. 2020) versammeln Beiträge von Jakub Adamski, Wolfgang Augustyn, Helmut Börsch-Supan, Dorothea und Peter Diemer, Uwe Gast, Lothar Lambacher, Christian Neddens, Elena Onoprienko, Jan-Friedrich Richter, Christa Syrer, Gia Toussaint und weiteren, u.a. zur Cathedra Petri, zum Reliquienkult im Deutschordensstaat in Preußen, zum Festtagsevangelistar im Plenar Ottos des Milden und zu Caspar David Friedrich.

Friederike Kitschen: Als Kunstgeschichte populär wurde

Zur Entwicklung der modernen Kunstwissenschaft gehört untrennbar die Geschichte ihrer Popularisierung. Illustrierte Kunstbuchserien waren zentrale Medien, die das Interesse für bildende Kunst bei einem breiten Publikum weckten sowie kunsthistorisches Fachwissen vermittelten, demokratisierten und international verbreiteten.

Andrea Worm: Geschichte und Weltordnung

Die vorliegende Untersuchung behandelt graphische Modelle von Zeit und Raum in Universalchroniken, die als genealogische, linear strukturierte Synopsen angelegt und häufig durch kartographische Darstellungen ergänzt sind. Solche konzeptionell innovativen und künstlerisch oft anspruchsvoll gestalteten Geschichtswerke waren im lateinischen Westen seit dem 12. Jahrhundert auf Rollen, in Codices und seit dem 15. Jahrhundert auch in gedruckten Büchern weit verbreitet.
Erstmals werden hier aus der Perspektive der bildwissenschaftlich orientierten Kunstgeschichte die Entstehung und Entwicklung eines historiographischen Genres analysiert, deren gattungsmäßige Eigenständigkeit und diagrammatischer Charakter in der Bezeichnung als Historiogramme Ausdruck finden sollen. Die vorgestellten Werke bringen ein Weltbild zur Anschauung, das Welt und Zeit als von Gott erschaffen und geordnet vorstellt: In diesem Sinne ist ihre graphische Systematik zugleich ästhetisch wirksam und semantisch bedeutsam, denn in ihrer reduktiven Prägnanz legen sie die der menschlichen Vernunft zugängliche Ordnung von Welt und Geschichte offen. In ihnen wurden neue Darstellungsweisen historischer Verläufe (wie die Zeitleiste) und chronologische Systeme (wie die Datierung vor Christus) entwickelt und verbreitet. So trugen Historiogramme maßgeblich zur Dissemination historischen Wissens bei und prägten die Vorstellung von Geschichte bis in die Gegenwart.

Simson, Jutta von (Hg.); Wilmowsky, Monika von (Hg.): Christian Daniel Rauch und Ernst Rietschel

Über fast dreißig Jahre, von 1829 bis 1857, erstreckte sich der Briefwechsel zwischen dem berühmten preußischen Bildhauer Christian Daniel Rauch und seinem Lieblingsschüler Ernst Rietschel, der im sächsischen Dresden rasch zu einem erfolgreichen Bildhauer aufstieg. Die umfangreiche, von vorbehaltlosem Vertrauen und großer Freundschaft geprägte Korrespondenz liegt nun in einer erstmals kommentierten Neuausgabe vor.

Herzig, Friedrichs, Karge: Das Japanische Palais in Dresden

Dieses Buch beleuchtet die komplizierte Planungs- und Entstehungsgeschichte und geht intensiv auf die weitreichenden kultur- und geistesgeschichtlichen Einflüsse sowie die Vorbildbauten ein. Erstmals werden die mehr als 350 bauzeitlichen Pläne ausgewertet und zusammen mit den ungefähr 70 Farbfotografien der Semperschen Ausmalung vollständig in einem Katalog publiziert.

Thea Vignau-Wilberg: Joris und Jacob Hoefnagel. Kunst und Wissenschaft um 1600

Wie kaum ein anderer Künstler hat Joris Hoefnagel (1542–1600) die flämische Miniaturmalerei im 16. Jahrhundert internationalisiert. Auch die Naturwissenschaften, insbesondere die Insektenkunde, hat er durch seine scharfe Beobachtungsgabe mit exquisiten Darstellungen bereichert. Betrachtet man seine atemberaubenden Werke, erscheint es umso erstaunlicher, dass er sein Talent als Autodidakt entwickelte. Joris Hoefnagel gehört zu dem Kreis hochgebildeter Künstler und Humanisten, die am Ende des 16. Jahrhunderts an den bedeutendsten europäischen Höfen tätig waren.

Buchpublikation: Geschichte und Weltordnung

Das (vormoderne) christliche Weltbild ist dadurch gekennzeichnet, dass Welt und Zeit als von Gott erschaffen und der Verlauf der Geschichte als von Gott bestimmt verstanden werden: mit konkretem Anfang und festgesetztem Ende. Diese Ordnung der Geschichte kommt nirgends so deutlich zum Ausdruck wie in Universalchroniken, die ihren Verlauf diagrammatisch als lineare Synopse veranschaulichen.

Visualisierungen abstrakter Konzepte sind in den letzten Jahren verstärkt ins Zentrum einer bildwissenschaftlich orientierten Kunstgeschichte getreten. Die vorliegende Untersuchung behandelt diagrammatische Modelle von Zeit und Geschichte in Universalchroniken, die als graphische Synopsen angelegt sind. Sie waren auf Rollen, in Codices und seit dem 15. Jahrhundert in gedruckten Büchern verbreitet und prägten die Darstellung historischer Verläufe bis in die Gegenwart. Diese konzeptionell innovativen und künstlerisch oft anspruchsvoll gestalteten Geschichtswerke werden hier erstmals umfassend vorgestellt.